365 1 Tag--1 Mord by Hendrik Jakobsen

365 1 Tag--1 Mord by Hendrik Jakobsen

Autor:Hendrik Jakobsen
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: BoD E-Short


5. Kapitel 04.01.

Tagebucheintrag von 04.01.2010 Montag

In der letzten Nacht habe ich so gut wie gar nicht geschlafen. Immer wieder kam mir Mechthilds Gesicht in den Sinn. Immer wieder musste ich daran denken, wie sich kurz nach dem tödlichen Schuss ihr Gesicht verändert hatte.

Fast hätte ich den Eindruck gehabt, dass ihre Seele den Körper verlassen hat - oder so.

Haben Sie schon mal einen Menschen sterben sehen? Die fünf, sechs Minuten, nachdem er dahingeschieden ist?

Also im Film ist das cooler.

Vor allem hat mich aber verwundert, dass es ein solch großer Unterschied ist, ob man nun eine Frau oder einen Mann umbringt. Bei den Männern war das eigentlich ganz einfach. Aber bei Mechthild.

Für einen kurzen Moment, als ich vom Bett ins Bad ging, machte ich mir darüber Gedanken, ob ich die Sache vielleicht sein lassen sollte. Immerhin hatte ich gezeigt, dass ich stark genug bin, es zu tun - also Menschen zu töten. Außerdem hatte mich keiner erwischt. Ich könnte jetzt in meinen Wagen steigen und nach Hause fahren. Wahrscheinlich würde mich dann niemals jemand überführen.

Zumal ich mir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht sicher bin, ob die Polizei überhaupt was unternimmt. Interessiert es die überhaupt, wenn ein Obdachloser erschossen wird? Denken die vielleicht, dass es ein anderer Obdachloser war, der irgendwas wollte oder vielleicht einen Streit mit dem Opfer hatte. Aber das kann man ja alles nachvollziehen. Keine Ahnung.

Eigentlich ist`s ja auch egal.

An diesem Morgen habe ich nichts gefrühstückt. Ich wollte den heutigen Tag lieber damit verbringen, durch die Stadt zu laufen und mir meine Gedanken zu machen. Manchmal schadet es ja nicht, Dinge, die man sich vorgenommen hat, noch mal zu hinterfragen. Ich MUSS es ja jetzt auch nicht durchziehen.

Zuerst wollte ich noch Bäri mitnehmen, hatte dann aber Bedenken, weil ich nicht mit diesem kleinen Tier gesehen werden wollte.

Man stelle sich vor, dass man wegen eines Teddys überführt wird.

So was gibt’s höchstens mal im Fernsehen. Und zwar bei einem schlechten Krimi – einem sehr schlechten Krimi.

Nein, Bäri musste im Zimmer bleiben und warten. Bevor ich mein Zimmer verlassen hatte, gab ich ihm nochmal einen Kuss auf seine Bärenstirn und erklärte ihm, dass er nun bei mir wäre, und dass es ihm hier bei mir viel besser gehen würde. Hier bei mir wäre es nachts zumindest mal nicht kalt oder nass.

Warum ich ihm einen Kuss gab?

Das war meine kleine Ausrede dafür an ihm schnuppern zu können. Ich meine, wer gibt schon zu, dass er mal an einem Bär schnuppern möchte!?

Ich wollte an ihm schnuppern, weil er nach Mechthild roch. Irgendwie geht mir diese Frau nicht mehr aus dem Kopf.

Ich glaube ich bin verliebt – verliebt in Mechthild.

Ich ging dann jedenfalls ein wenig durch die Stadt. Ich lief durch sie durch, ohne sie richtig wahrzunehmen. Irgendwann kam ich an einem Ortsausgangsschild an, ohne zu wissen, wie ich nun eigentlich hierher gekommen war. Ich stutzte einen Moment. Dann drehte ich mich um und ging wieder stadteinwärts – auch wieder ohne so richtig zu wissen, wohin es eigentlich geht.

Ich machte mir so meine Gedanken. Über dieses und jenes.



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